METHODE 06

Einmischen – aber wie?

M= Moderation / TN = Teilnehmende

Thema

Intervenieren bei Verschwörungserzählungen

Zielsetzung

  • TN fühlen sich vorbereitet, wenn sie mit Verschwörungserzählungen konfrontiert werden
  • TN erarbeiten selbst Interventionsmöglichkeiten
  • TN werden darin gestärkt sich zu engagieren

Zeit

Ca. 90-100 Min

Gruppengröße

15-25 TN

Alter

15-25 TN

Durchführung / Ablauf

Die Großgruppe (GG) wird auf das Thema eingestimmt, ggf. werden die Erfahrungen mit dem Thema Verschwörungserzählungen abgefragt (5 min).

Danach werden Kleingruppen (KG) von 5-8 Personen gebildet. Zuerst schaut sich jede KG das Poster „Hilfe, mein Onkel glaubt Bill Gates will uns zwangsimpfen“ – Tipps und Tricks im Umgang mit Verschwörungserzählungen an und klärt ggfs. innerhalb der KG Fragen (15-20 min).
Dann erstellen die KGs selber das ‚Interventionsraster‘: Entweder kann das online erfolgen mit einem mural board (digitales Whiteboard) oder in Präsenz mit Klebeband oder draußen mit Kreide. Es wird ein Kreuz geklebt/gemalt. Auf der waagerechten x-Achse steht an einem Ende „in der Öffentlichkeit“ und am anderen Ende „nicht öffentlich/privat“. Auf der senkrechten y-Achse steht an einem Ende „nahestehende/gut-bekannte Person“ und am anderen Ende „fremde Person“. Es ist ein Achsenkreuz mit 4 Bereichen entstanden (5 min). Die KGs sollen jetzt für die verschiedenen Kontexte, in den Verschwörungserzählungen fallen können, geeignete gute Reaktionen überlegen. Diese werden in Stichworten auf Karten geschrieben und an die entsprechende Stelle im Raster gelegt, bzw. auf das mural board geschrieben.
Nach 30-40 Minuten stellen die KG ihre Ergebnisse nacheinander vor oder es wird Feld für Feld präsentiert: Erst das Feld „nahestehende Person“ und „privat“ von jeder KG nacheinander und dann genau so die weiteren 3 Felder (ca. 30 min).

Eine Variante zum dargestellten Raster ist es, eine der Achsen zu ersetzen durch „geschlossenes Weltbild“ und „nicht geschlossenes Weltbild“. Das könnte Sinn machen, wenn die Erfahrungen in der GG in diese Richtung weisen. In dem Fall muss vorab kurz erläutert werden, was ein geschlossenes Verschwörungsideologisches Weltbild bedeutet und woran man es erkennen kann: z.B. daran, dass die betreffende Person schon sehr lange an diese Erzählungen glaubt und sich täglich viel damit beschäftigt (z.B. stundenlang in einschlägigen Angeboten dazu im Netz unterwegs ist).

Anmoderation

Zum Einstieg kann die M abfragen, wer schon Erfahrungen mit geäußerten Verschwörungserzählungen gemacht hat. Wie war das und wie wurde darauf reagiert? Würde die Person heute anderes auf dieselbe Situation reagieren? So kann die M den Wissenstand zum Thema in der GG abrufen und ggfs. einlenken. Zur Kontextualisierung des Rasters wird erklärt, dass es nicht DIE eine richtige Reaktion auf geäußerte Verschwörungserzählungen gibt, sondern davon abhängt, wer sie äußert und wo.
Vor der Gruppeneinteilung wird auf das Poster verwiesen. Fragen dazu sollen erst versucht werden in der GG zu klären, dann ggfs. durch die M. Danach wird das Raster erklärt und ggfs. aufgezeichnet oder vorbereitet (z.B. auf einem Blatt Papier).
Bei der Präsentation können die KG untereinander Fragen stellen und diskutieren, die M ergänzt die Beispiele ggfs.

Reflexion

Bei der Präsentation der Ergebnisse ist es wichtig darauf zu achten, dass es nicht um ein falsch und richtig an Reaktionen, sondern um die Bandbreite geht. Auch kann eine Reaktion für die eine Person passend sein, für die andere jedoch nicht, weil sie z.B. eine eher introvertierte Person ist. Es sind Vorschläge.

Aufgepasst!

Es kann in der Präsentation auch darum gehen, dass mir selber als reagierenden Person Grenzen gesetzt sind oder ich mir diese selber setze, um mich z.B. als selber betroffene Person vor Diskriminierungen zu schützen. Insgesamt soll es bei der Intervention nicht darum gehen, sich selbst in Gefahr zu bringen.

Anknüpfungspunkte

Die Methode eignet sich sehr gut im Anschluss an Methoden, die das Phänomen Verschwörungserzählungen erarbeiten und als Abschluss einer Bildungseinheit, da hier Momente des Handelns konkretisiert und eine positive Perspektiven aufgezeigt werden.

Benötigtes Material

Ggfs. Zugang zum Internet und einem mural board für alle TN oder Klebeband oder Kreide und Karten sowie Stifte. Außerdem das Poster „Hilfe, mein Onkel glaubt Bill Gates will uns zwangsimpfen“ – Tipps und Tricks im Umgang mit Verschwörungserzählungen“: http://beratungsnetzwerk.hamburg/wp-content/uploads/2020/10/Umgang-mit-Verschwoerungserzaehlungen.pdf