Unterm Strich?
Anti­semi­tismus!

Richten sich nicht wenige der aktuellen Verschwörungserzählungen um Effekte der Coronapandemie bzw. einzelne staatlich verordnete Maßnahmen zu ihrer Eindämmung, bedienen auch diese im Kern immer wieder antisemitische Narrative. Insbesondere die in den Verschwörungserzählungen wiederkehrenden Momente von den vermeintlich profitierenden der aktuellen Krisenerscheinungen sind häufig verknüpft mit Namen wie Rothschild, Soros oder einer sogenannten New World Order. Dahinter steht die Annahme einer Weltverschwörung zur Unterwerfung der Menschheit durch eine totalitäre Regierung, die durch eine globale (jüdische) Elite kontrolliert wird. Entworfen wird dabei ein dystopisches Bild der Zukunft, die auf einen Kampf von „Gut“ gegen „Böse“ hinauslaufen muss. Nach dieser Logik scheint es folgerichtig wenn sich Verschwörungsanhänger*innen gleichsetzen mit im NS verfolgten Jüd*innen, sie Widerspruch als Zensur empfinden und in jeder verordneten Maßnahmen faschistische Tendenzen erkennen. Gleichwohl sind gerade die oftmals codierten Erklärungsansätze von Verschwörungsanhänger*innen strukturell antisemitisch. Die von ihnen verwendeten Chiffren zu den vermeintlich verschwörerischen Umtrieben decken sich mit jenen Stereotypen, die im Antisemitismus seit jeher Jüd*innen als Wesensmerkmale zugeschrieben werden.