Corona-Mythos Vier:

Zwangs­impfung

Die Bewegung der Impfgegner*innen ist in Deutschland bereits seit dem 19. Jahrhundert aktiv und hat im Zuge der Coronapandemie einen neuen Aufschwung erfahren. Die ersten Zusammenschlüsse gründeten sich bereits 1869 in Leipzig sowie Stuttgart und auch in Hamburg war ab 1874 ein Verein von Impfgegner*innen aktiv. Im selben Jahr wurde in Deutschland ein Gesetz erlassen das auch die Verpflichtung zum Impfen vorsah, um in diesem Fall einer Pockenepidemie entgegenzuwirken. Gegen diese Impfpflicht mobilisierte noch in den 1920/30er Jahren auch der „Deutsche Reichsverband zur Bekämpfung der Impfung“, der zu diesem Zeitpunkt mehrere hunderttausend Mitglieder hatte. So alt die Auseinandersetzung um das Impfen ist, so wenig haben sich die Kernthemen verändert. Im Fokus steht seit jeher eine Fortschritts- und Wissenschaftsskepsis sowie die daran anknüpfende Auseinandersetzung zwischen Naturheilkundeverfahren und moderner Medizin. Aktuell verhandelt wird darüber aber auch die Frage wie weit das Allgemeinwohl über die körperliche und individuelle Selbstbestimmung gestellt werden kann. Gerade die Wissenschaftsskepsis von Impfgegner*innen macht diese jedoch anfällig für Verschwörungserzählungen. Aller wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Trotz halten Impfgegner*innen daran fest, dass vermeintlich gesundheitsgefährdende Folgen des Impfen (wie Epilepsie, Autismus oder Krebs) als Teil einer Verschwörung der Pharmaindustrie bewusst ignoriert werden sollen. Das Thema Impfen ist nach wie vor eines der polarisierendsten, da derzeit Probleme mit der Verfügbarkeit der Impfstoffe, der Organisierung der Impfungen und eventuellen Nebenwirkungen eines Impfstoffs von Pandemieleugner*innen, wie auch Impfgegner*innen massiv instrumentalisiert werden.